Staatsbürgerschaftsrekord in Deutschland: 291.955 neue deutsche Staatsbürger im Jahr 2024
Das neue deutsche Staatsangehörigkeitsgesetz hat sich deutlich in den Statistiken niedergeschlagen. Im Jahr 2024 erreichte die Zahl der eingebürgerten Personen mit einem Anstieg von 46 % im Vergleich zum Vorjahr einen historischen Höchststand. Besonders auffällig ist der dramatische Anstieg bei Anträgen von russischen und türkischen Staatsangehörigen – ein deutliches Zeichen für die entscheidende Rolle der neuen Regelung zur doppelten Staatsbürgerschaft.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, hat Deutschland mit diesen Zahlen eine neue Phase seiner Migrations- und Integrationspolitik eingeläutet. Insgesamt erhielten 291.955 Ausländerinnen und Ausländer im Jahr 2024 die deutsche Staatsbürgerschaft – so viele wie noch nie seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2000. Dieser Wert stellt nicht nur einen historischen Höchststand dar, sondern übertrifft mit einem Anstieg von 46 % gegenüber 2023 alle bisherigen Erwartungen.
Hauptgrund für diesen starken Anstieg war die Modernisierung des Staatsangehörigkeitsgesetzes (StARModG), das am 27. Juni 2024 in Kraft trat und in der Öffentlichkeit als „Doppelpass-Gesetz“ bekannt wurde. Die neue Regelung verkürzt die erforderliche Aufenthaltsdauer für die Einbürgerung von acht auf fünf Jahre – bei besonderen Integrationsleistungen sogar auf drei Jahre. Die wohl größte Neuerung ist jedoch, dass Antragsteller ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit nicht mehr aufgeben müssen.
Syrer auf Platz eins
Ein Blick auf die Herkunftsländer der Eingebürgerten zeigt, dass sich der Trend der letzten Jahre fortsetzt. Viele Syrerinnen und Syrer, die im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/2016 nach Deutschland kamen, beantragen die Staatsbürgerschaft, sobald die Voraussetzungen erfüllt sind. Im Jahr 2024 war fast jede vierte eingebürgerte Person (28 %) syrischer Herkunft. Insgesamt erhielten 83.150 Syrer den deutschen Pass – gefolgt von der Türkei (22.525), dem Irak (13.545), Russland (12.980) und Afghanistan (10.085).
Rekordinteresse von Türken und Russen
Besonders auffällig ist der starke Anstieg bei türkischen und russischen Staatsangehörigen. Die Zahl der eingebürgerten Türkinnen verdoppelte sich nahezu – ein Anstieg von 110 % im Vergleich zum Vorjahr. Viele von ihnen lebten bereits seit Jahrzehnten in Deutschland, wollten aber bisher nicht auf ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit verzichten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 23,1 Jahren unterstreicht diese Entwicklung.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei russischen Staatsangehörigen: Während 2023 nur 1.995 Russinnen eingebürgert wurden, stieg diese Zahl 2024 um beeindruckende 551 % auf 12.980. Mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 14,5 Jahren ist davon auszugehen, dass vor allem die Möglichkeit zur Beibehaltung der russischen Staatsbürgerschaft ausschlaggebend war.
Steigende Einbürgerungstrends in Europa
Diese Entwicklung ist auch ein Ergebnis der integrationspolitischen Maßnahmen Deutschlands. Der anhaltende Krieg in der Ukraine und die Instabilität im Nahen Osten sorgen für weiter steigende Zuwanderungszahlen. Gleichzeitig haben beschleunigte Verfahren und reduzierte bürokratische Hürden den Einbürgerungsprozess erleichtert. Auch in Ländern wie Frankreich und den Niederlanden ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Fachleute gehen davon aus, dass dieser Trend in den kommenden Jahren anhalten wird.